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AutorenbildKatharina⎮Katie Pain

Über das Einzelgängerin-Sein und die Einsamkeit




 

Am glücklichsten, zufriedensten und ausgeglichesten bin ich, wenn ich mit mir alleine bin.

Ich weiß, dass sehr viele Menschen das nicht nachvollziehen können. Und ich habe in den vergangenen Jahren häufiger gehört, dass man so doch vereinsamt oder ich mir das nur einrede oder ich Angst vor Kontakten habe. Wenn ich mit mir alleine bin, bin ich einfach. Ich muss keine Maske einer Persönlichkeit aufrechterhalten.

Das konntest du bei dir selbst vielleicht bereits beobachten. Auf der Arbeit, mit Freunden, bei der Familie oder beim Partner ... Du fühlst und verhältst dich bei jedem unterschiedlich.


Wir können verschiedene Persönlichkeiten annehmen und verkörpern, können sie verändern, wenn uns danach ist.

Aber in der Tiefe ist etwas, was sich nicht über Worte definiert und sich nicht mit ihnen identifiziert. Was keine Persönlichkeit hat, sondern einfach ist. Und damit fühle ich mich am wohlsten. Mich kostet es tatsächlich viel Energie, diese Maske aufrechtzuerhalten und damit meine ich nicht, dass ich mich total unauthentisch verhalte. Nur, würde ich die Maske vor dir oder anderen fallen lassen, würde ich dich anschweigen. Daher achte ich zum Beispiel bei der Partnerwahl darauf, dass sich schweigen mit diesem Menschen gut und nicht unangenehm anfühlt. Das ist mir persönlich sehr wichtig. Ich versuche daran zu arbeiten, mich mit meinen Masken sicherer zu fühlen, einen gesunden Ausgleich zu finden, um mich nach sozialen Kontakten weniger erschöpft zu fühlen. Ich neige schnell dazu, mich den Persönlichkeiten anderer anzupassen und muss immer darauf Acht geben, meine Werte dabei nicht zu verraten.


Mein Bedürfnis, mich mit anderen verbal und mit physischer Anwesenheit auszutauschen, war noch nie sonderlich ausgeprägt, was viele nicht verstehen. Ich werde online regelmäßig von Menschen gefragt, ob ich nicht mal Lust habe, mich auf einen Kaffee zu treffen und persönlich zu quatschen. Wenn ich dann frage "warum" kommt oft als Antwort "nur so" oder "um sich kennenzulernen". Auf die Antwort "nur so" reagiere ich dann natürlich damit, dass meine Zeit für "nur so" zu kostbar ist und wenn ich dann frage "wozu kennenlernen" kommt spätestens dann die Antwort "nur so" oder es wird gar nicht darauf reagiert.

Ich bin jemand, ich brauche einen Sinn, um etwas zu tun, um in etwas meine Energie einfließen zu lassen.

Viele Menschen sind sich überhaupt nicht darüber bewusst, wozu und warum sie jemanden kennenlernen wollen und sie wissen auch nicht, warum sie sich mit anderen unterhalten bzw. austauschen wollen.

Soziale Kontakte sind für sie also eine Selbstverständlichkeit, die es nicht zu hinterfragen gilt.

Da in mir kein natürliches Bedürfnis nach sozialen Kontakten herrscht, habe ich mich hinterfragt und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich tatsächlich wirklich glücklich und zufrieden mit mir alleine bin und ich diese Idee von Gemeinschaft einfach nicht in meinem Kopf habe aufgebaut.

Ich glaube, es war irgendwo auch immer ein Selbstschutz, mein soziales Umfeld überschaubar zu halten. Viele Menschen haben sich von mir abgewandt, was mir immer zugutekam. Ich bin eben niemand, der Lust hat bzw. einen Sinn darin sieht, anderen viel Aufmerksamkeit zu schenken. Ich gehöre zu den Menschen, bei denen man sich melden muss, weil ich keine Eigeninitiative ergreife. Was eben daran liegt, dass ich keine Bedürftigkeit verspüre, mit anderen Menschen zu reden.


2017 hatte ich online jemanden kennengelernt. Wir haben tiefsinnige Mails ausgetauscht und ich dachte, ich habe mal jemanden "gefunden", der ebenso gerne philosophiert und einen spirituellen Geist besitzt und mit dem es nicht anstrengend, sondern eher inspirierend ist, Zeit zu verbringen. Daher habe ich mich mit diesem Menschen getroffen. Er kam extra für ein paar Tage nach Hamburg.

Nur sah die Realität dann ganz anders aus ... Es war sehr schwer, sich mit ihm zu unterhalten.

So tiefsinnig, wie er in seinen Mails den Eindruck machte, war er überhaupt nicht. Eher das Gegenteil war der Fall. Er war oberflächlich, zog ständig über andere Menschen her. So viel Groll und Unreflektiertheit hatte ich nicht erwartet. Ich war froh, als er wieder weg war.

Solche Erfahrungen haben mir gezeigt, dass ich mir nicht einreden brauche, Menschen um mich herum zu haben und mich mit ihnen auszutauschen, weil das "alle" so machen. Oder aus einer unnötigen Angst, zu vereinsamen. Ich bin niemals einsam. Zu keinem einzigen Zeitpunkt. Es ist der nur Gedanke "Oh, ich bin so einsam", der in uns das Gefühl von Einsamkeit aufkommen lässt. Denk diesen Gedanken nicht. So einfach ist das. Dieser Gedanke, dass man Gemeinschaft braucht, um nicht einsam zu sein, ist ein selbst gemachtes Problem.


Vor ein paar Tage habe ich einen Spaziergang gemacht. Um einen See herum und auf diesem See schwammen viele Enten gemeinsam umher. Unter ihnen war eine mit weißem Gefieder. Ich habe noch nie zuvor eine weiße Ente gesehen. Warum erwähne ich diese Beobachtung ... Ich bin ähnlich wie diese Ente. Nur im Gegensatz zu ihr, wäre ich lieber alleine auf dem See geschwommen ... Ich weiß, einige von euch wünschten sich, ich wäre genau wie diese Ente, damit man sich endlich mal persönlich kennenlernen kann ;D

Und ja, diese Ente ist mir einiges voraus. Sie schwamm mit Leichtigkeit mit den anderen Enten umher. Und das ist etwas, woran ich arbeiten werde. Nicht, dass ich mich in Zukunft nun ständig mit Menschen treffen werde, aber wenn ich unter Menschen bin, möchte ich, dass es sich für mich leicht anfühlt und ich hinterher nicht immer froh bin, wieder für mich alleine zu sein.

Das Mindeset dafür habe ich bereits gefunden, jetzt muss ich es nur noch anwenden und leben.



Mit diesem Bild möchte ich verdeutlichen, was ich mit "Maske" meine. Es ist eben die Persönlichkeit, die wir über Adjektive und andere Worte definieren. Ich habe einige Zeit damit verschwendet, herauszufinden, wer ich denn wirklich bin. Letztlich war es immer eine Suche nach Worten. Immer der Versuch, sich über einen Begriff zu identifizieren. Was ist ein Begriff, ein Wort? Wieder nur ein Gedanke. Vor einer Weile wurde mir bewusst, dass ich nicht meine Gedanken bin. Dass ich nicht mein Gehirn bin. Und, dass ich keine Worte benötige, um zu wissen, wer ich bin. Weil ich einfach bin. Ich bin Leben. Mehr brauche ich nicht wissen.

Unter anderem habe ich mich auch deshalb vom BDSM distanziert. Ich wollte mich nicht mehr mit Worten wie devot, dominant, switch identifizieren. Die Frage, was ich davon bin, hat mich irgendwann nur noch genervt. Teilweise bekomme ich sie heute noch gestellt. Ich antworte dann: nichts. Ich kann alles sein, was ich will, wenn ich es denn will. Und ich will eben nicht mehr devot oder dominant sein. Es schenkt mir keine Lebensfreude mehr. Es begrenzt mich und engt mich ein. Außerdem bin ich der Meinung, dass gerade dort der wirklich erfüllende Sex beginnt. Abseits jeglicher Ideen und Konzepte ... Aber das ist ein anderes Thema.


Das Wort Einzelgänger/in benutze ich nur, um anderen verständlich zu machen, dass ich sie nicht brauche bzw. keinen Bedarf nach persönlicher Kommunikation habe und es nicht an ihnen persönlich liegt, dass ich keine Interesse an einem Kennenlernen habe. Es ist nur schade, dass nicht jeder diese Tatsache akzeptieren kann und versucht, mich zu überreden ... Aber wenn jemand keinen Hunger hat, kannst du versuchen, ihm das beste 5 Gänge Menü schmackhaft zu machen, es wird nicht gelingen.


 
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